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Im Wandel der Zeit

 

Das St. Marien-Hospital in Düren-Birkesdorf – gestern und heute

Das Birkesdorfer Krankenhaus entwickelte sich seit 1868 von der ambulanten Krankenpflege über das Haus für notleidende Kranke bis hin zum modernen St. Marien-Hospital, in dessen Mittelpunkt nach wie vor immer der Patient steht. Trotz oder gerade wegen der heute angespannten Lage im Gesundheitswesen lässt sich die Entwicklung des St. Marien-Hospitals nur mit einer gehörigen Portion Bewunderung beschreiben. Begannen doch dessen Gründerinnen, die Franziskanerinnen Salzkotten, mit der Krankenversorgung in Birkesdorf, ohne dass die damals notwendigen finanziellen Mittel überhaupt erkennbar beziehungsweise erreichbar gewesen wären.

Von der ambulanten Krankenpflege im Jahr 1868 zu einem modernen Krankenhaus!


Größter Mäzen: Kommerzienrat Wilhelm Johann Matthias Schüll

Ob stationär oder ambulant: Vor mehr als 150 Jahren war organisierte Krankenversorgung ein Fremdwort. Auch in Birkesdorf, heute Stadtteil von Düren, gab es niemanden, der sich gezielt und mit Fachkenntnissen um die Kranken kümmerte. An eine Krankenversicherung gar wagte 1868 kaum jemand zu denken, obwohl sie schon 15 Jahre später im Deutschen Reich eingeführt wurde. Was es in Birkesdorf gab, war die „Kinder-Verwahrschule". Die industrielle Revolution hatte auch hier Einzug gehalten. Düren und Umgebung waren schon lange ein Zentrum der Papierherstellung. Wilhelm Johann Matthias Schülls Großvater, Johann Schüll, hatte – zunächst gemeinsam mit einem Bruder – seit Ende des 18. Jahrhunderts in Birkesdorf eine Papierfabrik betrieben und 1815 die Lizenz erhalten, neben der Papier- auch die Tuchfabrikation aufzunehmen. Er selbst stellte weiterhin hauptsächlich Papier her, aber sein Sohn, Wilhelm Leonhard, verlagerte um 1850 das Schwergewicht auf die Tuchherstellung.

Kunstwolle (Wolle aus Lumpen) war damals zu einem Renner geworden, dem sich aber erst sein Sohn, Wilhelm Johann Matthias Schüll, zuwandte. Der vom König zum „Commerzienrath" geadelte Fabrikant war der größte Mäzen des 19. Jahrhunderts am Ort. Er hatte nur ein Problem: Er brauchte dringend Arbeiterinnen. Doch wohin sollten die Mütter ihre Kinder bringen, wenn sie bei dem Industriellen ihr tägliches Brot verdienen wollten? Deshalb gründete Wilhelm J. M. Schüll die „Kinder-Verwahrschule", eine frühe Form des Kindergartens. Die Gemeinde Birkesdorf verwaltete die Verwahrschule, doch was weder sie noch Wilhelm J. M. Schüll hatte, war eine geeignete Leitung für die Einrichtung.

Von Salzkotten nach Birkesdorf – von der Verwahr- zur Bewahrschule

Krankenversorgung und „Kinder-Verwahrschule“ – die Probleme von Birkesdorf waren prekär genug, um ein Hilfegesuch abzuschicken. Der damalige Pastor Krichels und Bürgermeister Carl Grysar, die politische und die kirchliche Spitze der Gemeinde Birkesdorf, schrieben an die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen im ostwestfälischen Salzkotten.
Viele Anfragen kamen in das Haus der Gründerin des Ordens, Mutter Clara Pfänder. Sie hatte gerade acht Jahre zuvor die „Schwestern des heiligen Franziskus, Töchter der heiligen Herzen Jesu und Mariä“ ins Leben gerufen. Die Not war überall groß, und die Gemeinden konnten sich keine eigenen Pflegekräfte leisten. Trotz aller Hindernisse, die Mutter Clara ständig überwinden musste, ließ sie, wenn irgend möglich, niemanden im Stich. Dienen und Heilen war ja der Gründungsauftrag der Gemeinschaft aus dem Jahre 1860.

Und vor mehr als 150 Jahren – am 10. Dezember 1868 – gab der Paderborner Bischof, Konrad Martin, die Erlaubnis, die linksrheinische Filiale einzurichten, gut ein Jahr nach den ersten Anfragen aus Birkesdorf. Da auch die zweite erforderliche Instanz, der Erzbischof von Köln, seine Einwilligung gegeben hatte, konnten die ersten Schwestern im Namen von Franz von Assisi in Birkesdorf ihren Dienst beginnen: in der ambulanten Krankenpflege und in der „Verwahrschule“, die sich nun „Bewahrschule“ nannte.

„Haus für notleidende Kranke“: Grundstein vom Birkesdorfer Krankenhaus

Wieder war es Kommerzienrat Wilhelm J. M. Schüll, der den Grundstein für weitere Aufgaben der Franziskanerinnen in Birkesdorf legte. Fünf Jahre, nachdem sie die „Bewahrschule“ des Industriellen übernommen hatten, schenkte er der Gemeinde ein „Haus für notleidende Kranke“. Damit legte er den Grundstein für das Birkesdorfer Krankenhaus

Nachdem die Gebäude renoviert und den neuen Bedürfnissen angepasst worden waren, konnten sie am 1. Oktober 1876 bezogen werden. Später wurde, auf Betreiben des Kommerzienrats, aus dem „Haus für notleidende Kranke“ das Birkesdorfer Krankenhaus. Während der Neubau entstand, dem die Schwestern den noch heute gebräuchlichen Namen St. Marien-Hospital gaben, errichteten diese im Jahre 1886 die eigenfinanzierte Kapelle.

  • 1895 wurde der erste Arztvertrag abgeschlossen.
  • 1898 übernahmen die Schwestern offiziell laut Vertrag mit der Gemeinde Birkesdorf die Trägerschaft des Hauses, die 1912 um 40 Jahre verlängert wurde.
  • 1913 erfolgte der Neubau von zwei OP-Räumen.
  • 1915 wurde eine Wäscherei eingerichtet.
  • 1916 verlängerten die Schwestern den Vertrag mit der Gemeinde wiederum auf nunmehr 94 Jahre.
  • 1924 konnte ein größeres Röntgengerät angeschafft werden, nachdem 1909 das Röntgen von Patienten im Hause möglich war.


Finanzielle Not, Zerstörung und langwieriger Wiederaufbau

Neben dem ständigen Bauen und Umbauen greift der tägliche Kampf um die notwendigen finanziellen Mittel immer wieder in die eigentlichen Aufgaben eines Krankenhauses ein. Viele Hospitäler hätten ohne das Engagement von Ordensschwestern nicht betrieben werden können, auch das Birkesdorfer nicht.
Die Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts verstärkte die finanziellen Probleme sozialer Einrichtungen. Die Franziskanerinnen konnten die mit der Gemeinde Birkesdorf vereinbarte Abgabe nicht mehr bezahlen. Die Gemeinde erließ sie zwar nicht, halbierte sie aber zumindest auf 2.000 Reichsmark jährlich. Der Pflegesatz betrug im Jahre 1931 pro Tag 5,30 Reichsmark.
190 Betten zählte das St. Marien-Hospital Birkesdorf, als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Als er zu Ende war, lag das Krankenhaus zum größten Teil in Schutt und Asche. Im November 1944 hatten die Schwestern Birkesdorf verlassen müssen. Kaum ein Jahr später begann jedoch schon der Wiederaufbau.

Im Juli 1945 konnten die ersten Patienten wieder aufgenommen werden, die volle Funktionsfähigkeit des St. Marien-Hospitals war allerdings erst nach der Währungsreform von 1948 wieder gegeben. Die Aufbauarbeiten zogen sich unter großen Schwierigkeiten über viele Jahre hin, bis 1958 erreicht werden konnte, dass das Eigentum von der Gemeinde Birkesdorf an die Schwestern übertragen wurde.

Auf dem Weg in die Gegenwart eines breit aufgestellten Krankenhauses

1962

Neubau des Bettenhauses

1965

Bau des Schwesternwohnheimes

1972

Bau der Krankenpflegeschule mit Schülerinnenwohnheim

1973

Bau der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, deren kindgerechte Ausstattung in der hiesigen Region zukunftsweisend war

1979

Behandlungstrakt mit neuen OPs, Ambulanzen und Eingangsbereich

1985

Sanierung des Bettenhauses durch Einbau von Nasszellen

1990

Neubau der Fachabteilung Geriatrie, der Erwachsenen-Intensivstation und der Küche
Die neue Fachabteilung Geriatrie begann ihre Tätigkeit insbesondere damit, ältere, meist multimorbide Menschen zu behandeln, die durch die Krankheit erheblich körperlich und häufig auch geistig geschwächt sind. Bei ihnen steht neben der Notwendigkeit einer konventionellen Behandlung vor allem der Bedarf nach frühzeitig einzuleitenden Aktivierungs- und Mobilisationsmaßnahmen im Vordergrund. Zwischenzeitlich konnte auch eine Tagesklinik eingerichtet werden, wodurch der stationäre Aufenthalt verkürzt oder sogar verhindert werden konnte.

1990

Auch in der Altenpflegeschule finden nun junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung – neben der bereits seit 1966/1967 etablierten Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegeschule.

1997

Um- und Ausbau der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit neuer Intensiv- und Frühgeborenenstation. Laufende Renovierung und Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes

2004

Einrichtung der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie

2005

Bau des Seniorenzentrums Düren

2009

Inbetriebnahme des Medical Center am St. Marien-Hospital

2010

Das St. Marien-Hospital in Düren-Birkesdorf ist als erstes lokales Traumazentrum im Kreis Düren bestätigt und anerkannt.

2011

Unfallchirurgie des St. Marien-Hospitals erhält Zertifikat als Mitglied des Trauma-Netzwerks Euregio-Aachen

2011

50 Jahre Kinderzentrum am St. Marien-Hospital

2012

Das St. Marien-Hospital ist nach DIN EN ISO 9001:2008 und pCC-Qualitätskriterien für Krankenhäuser erfolgreich zertifiziert worden

2014

Ausbau onkologische Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Düren am St. Marien-Hospital

2015

Alterstraumatologisches Zentrum (ATZ) eingerichtet und zertifiziert

2015

Akademisches Lehrkrankenhaus der Uniklinik RWTH Aachen

2016

Einweihung der neuen Kreißsäle für die Geburtshilfe und der neuen Bettenstation für die Geriatrie

2016

Sozialpädiatrisches Zentrum erweitert Angebot um Interdisziplinäre Frühförderung

2018

Kinderschutzgruppe am St. Marien-Hospital Düren von der Deutschen Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin e.V. (DGKiM) akkreditiert

2018

Geburtshilfe eröffnet renovierte und neu gestaltete Station

2019

St. Marien-Hospital Düren investiert 5,7 Millionen Euro in Kinderklinik – Minister Laumann überreicht Förderbescheid in Höhe von 2,4 Millionen Euro

2019

Etablierung eines kooperativen Lungenkrebszentrums

2019

Praxis für Allgemeinmedizin in Arnoldsweiler wird Teil des Medizinischen Versorgungszentrums Düren (MVZ) des St. Marien-Hospitals

2020

Brustzentrum am St. Marien-Hospital mit eigener senologischer Station

2020

St. Marien-Hospital Düren beim Startschuss für das Virtuelle Krankenhaus NRW zugeschaltet

2020

St. Marien-Hospital erhält für die Erweiterung des Pflegebildungszentrums 3,2 Millionen Euro Förderung vom Land Nordrhein-Westfalen

In der ganzheitlichen Betreuung der kranken Menschen hat die Kurzzeitpflege ebenfalls ihren Platz im St. Marien-Hospital gefunden. Das Gesundheitszentrum bietet allen die Unterstützung an, sowohl bei der Vorsorge, um Erkrankungen zu vermeiden, als auch bei der Nachsorge nach eingetretener Krankheit.

Herausforderungen der Zukunft: medizinische Qualität bei
hoher Effizienz

Seit dem 1. Oktober 1876 blieb der Auftrag der Franziskanerinnen Salzkotten im heutigen Dürener Stadtteil Birkesdorf stets der gleiche: helfen, heilen und begleiten. Die Rahmenbedingungen für diesen Auftrag haben sich mit dem seit 1993 bestehenden Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) geändert und brachten mit jährlichen Gesetzänderungen erhebliche Einschnitte im Krankenhausbereich. Diese gesetzlichen Vorgaben müssen wir nicht nur akzeptieren, sondern frühzeitig in unser Handeln einfließen lassen und darauf ausrichten. Mit der Einführung der DRG-basierten Krankenhausfinanzierung, verankert im § 17b KHG, und der damit einhergehenden optimalen Verschlüsselung zur Sicherung der Einnahmen, geraten die bundesdeutschen Krankenhäuser in einen verstärkten Wettbewerb untereinander. Diesem Wettbewerb können wir nur durch eine organisierte Umstrukturierung mit dem Ziel der Effizienzsteigerung begegnen.

Heute versteht sich das Krankenhaus vielmehr als modernes Dienstleistungsunternehmen, das dem Patienten medizinische Qualität bei hoher Wirtschaftlichkeit bietet. Hierbei darf aber nicht die Aufgabe des St. Marien-Hospitals unter der Trägerschaft der Josefs-Gesellschaft vergessen werden, jedem Patienten die bestmögliche medizinische und menschliche Zuwendung zu geben.

Das Bild der Ordensschwester in der Krankenpflege, die den Patienten umsorgt und für ihn da ist, gehört auch im St. Marien-Hospital nach mehr als 140 Jahren der Vergangenheit an. Denn in der heutigen Zeit fühlen sich immer weniger junge Menschen zur Ordensschwester berufen. Heute stehen deshalb immer mehr die Mitarbeitenden des St. Marien-Hospitals in der Pflicht, diese mehr als 140-jährige Tradition zu erhalten, zu pflegen und auch neuen Anforderungen gerecht zu werden – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten.

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