Wenn der Alltag eines Kindes von digitalen Medien bestimmt wird, es sich immer mehr in die bunte Spielewelt zurückzieht, Freunde und Schule oder etwa die Körperhygiene vernachlässigt, dann ist es Zeit zu handeln – vor allem mit zugewandten Gesprächen und Verständnis. Hier gehört auch, dass die Eltern Medienkompetenz entwickeln und sich die Spiele anschauen. Auch gilt es, Regeln aufzustellen und Konsequenzen zu setzen.
Wenn man als Eltern jedoch das Gefühl hat, keinen Zugang mehr zu seinem medienabhängigen Kind zu finden oder die Kontrolle zu verlieren, empfiehlt es sich, professionelle Hilfe zu holen. Denn Mediensucht ist eine ernstzunehmende Sucht (Verhaltensabhängigkeit), aus der Kinder und Jugendliche alleine kaum noch heraus kommen. Sie ist vergleichbar mit einer herkömmlichen, stoffgebundenen Alkohol- oder Drogensucht!
Spätestens wenn der Medienkonsum den Familienalltag bestimmt, sollte man sich professionelle Hilfe holen.
In unserer Spezialambulanz zur Diagnostik und Behandlung von Computerspiel-, Internet- und Mediensucht führen wir zunächst eine ausführliche Diagnostik, die auch eine testpsychologische und emotionale Untersuchung beinhaltet, durch. Im Anschluss folgen eine persönliche Beratung der Eltern und des Kindes, es werden Möglichkeiten einer störungsspezifischen, verhaltenstherapeutischen Behandlung geprüft, die neben dem problematischen oder süchtigen Verhalten auch die komorbiden (begleitenden) Störungen angemessen fokussiert. Hier spielen neben Angst- und depressiven Störungen auch der Konsum psychotroper Substanzen („Drogen") oder etwa Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen oft eine Rolle. Es wird immer geprüft, welche Störung vorrangig zu behandeln ist. Wenn es um stationär behandlungsbedürftige Störungsbilder (wie eine ausgeprägte depressive Störung) geht, kooperieren wir mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters des Universitätsklinikums der RWTH Aachen.
Zusätzlich planen wir eine Psychoedukationsgruppe für Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen mit mediensüchtigem Verhalten, um sowohl deren pädagogischen als auch deren Medienkompetenzen zu stärken.
Wir schauen nicht nur auf individuelle Entstehungsbedingungen, sondern auch auf Begleiterkrankungen.
Mediensüchtiges Verhalten, besonders die „Online- oder Gambling-Sucht" (Glücksspielsucht), stellt eines der großen aktuellen Probleme nicht nur im Erwachsenenbereich, sondern (in der Corona-Krise noch einmal zunehmend) auch im Jugendbereich und auch im Kindesalter dar! Dabei werden die Fälle des schädlichen Konsums und des Abhängigkeitssyndroms in den nächsten Jahren vermutlich noch deutlich zunehmen.
Bislang bestehen in Deutschland nur wenige etablierte Versorgungsstrukturen für den Missbrauch von Medien/Medienabhängigkeit. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird das Phänomen Medienabhängigkeit als pathologisches Verhaltensmuster weltweit diskutiert und wissenschaftlich untersucht. Anhand aktueller Studienergebnisse wird deutlich, dass davon ausgegangen werden muss, dass eine ernstzunehmende Zahl an Personen, vor allem im Bereich der Jugendlichen, behandlungsbedürftig ist.
Schon im September 2019 zeigten in einer Längsschnittstudie des Universitätsklinikums Hamburg – Eppendorf (UKE) etwa zehn Prozent der 10- bis 17-jährigen ein riskantes Spielverhalten, pathologisches Gambling wurde bei 2,7 Prozent festgestellt. Laut einer weiteren Studie des UKE im Auftrag einer großen deutschen Krankenkasse stieg die Mediennutzungsdauer bereits im ersten Lockdown von September 2019 bis Mai 2020 um 75 Prozent an!
Mediensüchtiges Verhalten, das behandlungsbedürftig ist, wird weiterhin zunehmen.
Für einen Beratungstermin in unserer Spezialambulanz zur Diagnostik und Behandlung von Computerspiel-, Internet- und Mediensucht benötigen Sie eine Überweisung Ihres Kinder- oder Jugendarztes. Wenn Ihnen die Überweisung vorliegt, melden Sie sich bitte zwecks Terminvereinbarung telefonisch in unserer Institutsambulanz. Hier können wir vorab auch gerne Ihre Fragen klären.
In der Institutsambulanz können Sie einen Termin ausmachen und erste Fragen klären.