Eine Frühgeburt bedeutet eine unvermittelte Trennung des Kindes von der Mutter, auf die weder die Mutter noch das Neugeborene körperlich und psychisch vorbereitet sind. Aus diesem Grund haben wir die neue Umgebung für Ihr Frühchen so gestaltet, dass trotz medizinischer Anforderungen der „Trennungsschock" für Sie und Ihr Kind so gering wie möglich ist. Zu unserer ganzheitlichen Versorgung („Sanfte Pflege“) von Frühchen gehören unter anderem folgende Maßnahmen:
- Die Intensivpflege erfolgt primär nach den individuellen Bedürfnissen des Kindes und seiner Eltern.
- Die Betreuung konzentriert sich auf das Erkennen und Fördern der Fähigkeiten wie Eigenatmung und selbstständiges Trinken – ohne notwendige medizinische Maßnahmen zu vernachlässigen.
- Unser 24 Stunden-Tag wird so weit wie möglich an den Schlaf-Wach-Rhythmus des Kindes angepasst.
- Helles Licht wird in unmittelbarer Umgebung der Früh- und Neugeborenen weitestgehend vermieden; denn da es im Mutterleib fast dunkel ist, sind sie nicht an helles Licht gewöhnt. So decken wir die Inkubatoren mit dunkelfarbigen Tüchern ab.
- Bevor medizinische oder pflegerische Maßnahmen erfolgen, nähern wir uns dem Kind ruhig und vorsichtig und nehmen zunächst freundlich Kontakt zu ihm auf.
Rücksichtnahme und Fürsorge schreiben wir für die Kleinsten ganz groß!
Ganz wichtig ist uns das Einhalten von Ruhezeiten, zu denen das Licht ausgeschaltet wird, Ruhe herrscht und ärztliche oder pflegerische Maßnahmen auf ein Minimum begrenzt sind. Denn den jeweiligen Bereich unserer Frühgeborenen betrachten wir als Schlafraum eines sehr sensiblen Kindes. Weitere Betreuungsmaßnahmen nach den Regeln der „Sanften Pflege“:
- Geräuschminimierung: Ungeborene hören schon mit 22 Wochen im Mutterleib den Blutfluss, Darmgeräusche, aber auch die Stimmen der Eltern und Umgebungsgeräusche. Besonders hochfrequente und laute Geräusche werden dabei überwiegend gefiltert. Um Geräusche auf ein Minimum zu reduzieren, sprechen wir in der Nähe des Inkubators grundsätzlich ruhig und leise und betätigen die Türen des Inkubators oder Wärmebettes vorsichtig. Auch vermeiden wir den Monitoralarm und andere technische Geräusche so gut es geht.
- Akustische Stimulation: Speziell die Stimme der Eltern fördert die allgemeine Entwicklung und die Sprachentwicklung in besonderem Maße. Das Ansprechen des Kindes durch Erzählen, Singen oder Vorlesen ist dabei hilfreich. Musik kann eine beruhigende Wirkung auf Frühgeborene und kranke Neugeborene haben, indem sich dadurch die Atmung stabilisiert und das Trinken und die Gewichtszunahme verbessern.
- Körperkontakt: Was uns als Erwachsenen guttut, ist auch für Ihr Kind wichtig. Berühren Sie Ihr Kind, streicheln Sie es – trauen Sie sich! Unser Team nimmt ebenfalls zarten, berührenden Kontakt nach den Regeln der basalen Stimulation zu Ihrem Kind auf. Denn das Berühren unterstützt die Körperwahrnehmungen und Interaktionsfähigkeiten des Kindes und regt diese an. Auch Pflegemaßnahmen beginnen und enden mit ruhigem Körperkontakt, so dass Aktivität und Ruhe ausgeglichen sind.
Balsam für Frühchen: wenig Licht, viel Ruhe, akustische Stimulation und Körperkontakt.
Wenn die Entlassung Ihres Kindes ansteht, haben Sie Ihren Nachwuchs während des stationären Aufenthaltes gut kennengelernt. Auch sind Sie nach Anleitung durch unser Team geübt in Pflege und Versorgung. Wir helfen Ihnen gerne beim Übergang nach Hause. Kinder, deren Entwicklung intensiver beobachtet werden sollte (besonders alle Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm), werden zu Nachuntersuchungen in unser Sozialpädiatrisches Zentrum eingeladen.
Wenn Sie uns zur Entlassung den Namen des nachbetreuenden Kinderarztes mitteilen, können wir ihm rasch alle Informationen über den Aufenthalt in unserem Perinatalzentrum weiterleiten. Somit ist eine optimale Weiterbetreuung Ihres Kindes gewährleistet.
Wir helfen Ihnen beim Übergang nach Hause, sind aber auch später gerne für Sie da!